24 février 2013

Ort der Ruhe


Erneut hilft mir das Magazin „Impulse“ und vorallem der Text von Heiko Schulze, einen Ort in Singapur zu beschreiben. Zu zweit durchwanderten wir einen Teil dieser grünen Lunge im Herzen des Stadt-Staates. Bukit Brown, der alte chinesische Friedhof. (Bukit = Hügel).
Schmale geteerte Wege führen durch eine leicht hügelige, parkähnliche Landschaft (200 Hektaren). Einige Wege sind gesäumt von gigantischen Regenbäumen, dessen Kronen viele m2 überschatten und übersät sind mit grossen Vogelnestfarnen, sowie anderen Epiphyten. Auf beiden Seiten der Wege befinden sich, inmitten der üppigen Vegetation, alte chinesische Gräber mit ihrer traditonellen, hufeisenförmigen Einrahmung. Teilweise gut gepflegt, teilweise bereits völlig überwuchert sind diese Gräber mit ihrer Vielfalt an Grössen und Dekorationenen eindrucksvolle Zeugnisse der frühen Bestattungskultur der chinesischen Diaspora im kolonialen Singapur.
  Wie es zu erwarten ist, beherbergt diese Vegetation eine grosse Anzahl Vögel und bestimmt noch andere kriechende und fliegende Getiere... Zu sehen bekamen wir doch nur Vögel...
Im Jahre 1872 erwarb der wohlhabende Clan der Ong dieses Terrain von George Henry Brown, nachdem der Ort noch heute benannt ist. Sie planten an dieser Stelle ein Dorf für ihre ärmeren Landsleute zu erbauen, sowie ein Friedhof. Der Ort war für Grabstätten wie gemacht, denn er liegt auf einem Hügel. Schlussendlich wurde nichts aus dem Erbauen des Dorfes, doch durch die gute Feng Shui Lage des erkauften Landes wurde daraus ein enromer Friedhof. Nach traditioneller chinesischer Auffassung war dieser Hügel perfekt, wie gesagt, Fenh Shui mässig absolut ideal, da Lage und Ausrichtung der Harmonie entsprachen. Auch die Form der Gräber und deren Dekoration mit Skulpturen, meist in Paaren, tragen aus der Sicht der Chinesen zu einem guten Feng Shui bei. Keine Frage, die omega-förmigen Gräber und die wunderbaren Figuren leisten einen Beitrag zur harmonischen Atmoshpäre der Umgebung. 1973 wurde der Friedhof, bis dahin der grösste seiner Art ausserhlb von China, für weitere Bestattungen geschlossen. Er beherbertge bis zu 100 000 Gräbern!
Einige Gräber haben zum Teil äusserst elaborierte Reliefs an ihren Grabsteinen. Dabei handel es sich einerseits um Darstellungen aus alten Mythen und Legenden und andererseits um Schilderungen von Geschichten über die Respektbezeugungen von Kindern gegenüber ihren Eltern. Die Bezeugung von Respekt ist ein Grundwert der konfuzianisistischen Ethik und manifestiert sich auch in der Ahnenverehrung. Zahlreiche Reliefs erzählen von dieser Hingabe der Kinder an die Eltern! Unsere moderne Jugend, vorallem die europäische, könnte dort ein Beispiel nehmen... Denn der Ahnenkult ist in Asien noch immer verbreitet und respektiert!
Im September 2011 verkündete die Singapore Land Authority (LTA) den Plan, mitten durch den Friedhof eine mehrspurige Strasse zu bauen. Etwa 5000 Gräber, unter anderem auch Gräber von bekannten Pionieren der fürhen Geschichte Singapurs (Ang Seah Im, Chew Boon Lay, Chew Joo Chiat) werden davon betroffen. Diese Persönlichkeiten haben Alle Strassen oder Quartiere die nach ihnen benannt sind. Durch diese Mitteilung der Regierung war die Bestürzung insbesonderen bei zwei angesehenen zivilgesellschaftlichen Gruppen gross: der Singpore HeritageSociety und der Singapore Nature Society. Die Medien haben mit zahlreichen Berichten auf den biologischen und kulturellen Wert es Friedhofes hingeweisen, und viele Bürger haben ihre Meinung mittels Leserbriefe in den Zeitungen geäussert. Mit einer Aenderung der Planung ist aber nich zu rechnen. Wie ich den Plänen entnehmen konnte, die überall an den Wegen stehen, sollen die Exhumierungen Anfang März 2013 beginnen.
Persönlich finde ich es ebenfalls schade einen solchen Ort der Ruhe zu zerstören. Wir leben hier auf einer kleinen Insel die immer mehr zubetoniert wird, was der Lebensqualität nicht hilft, denn durch die noch grünen Flächen wird das Klima etwas ausgeglichen und die enormen Regenmassen resorbiert; wenn immer mehr dieser grünen Zonen Häusern und Strassen weichen müssen werden die Temperaturen steigen und Ueberflutungen von Wohnzonen und Strassen noch mehr zunehmen.
Solange diser geruhsame Ort noch erhalten ist, werde ich, da ich ihn nun entdeckt habe, noch so oft wie möglich besuchen, denn es gibt Stellen in diesem Dschungel wo man das Brausen der Stadt nicht mehr hören kann! Eine Blase der Ruhe breitet sich um Einen aus.
 

Aucun commentaire:

Enregistrer un commentaire