Erneut
hilft mir das Magazin „Impulse“ und vorallem der Text von Heiko Schulze, einen
Ort in Singapur zu beschreiben. Zu zweit durchwanderten wir einen Teil dieser
grünen Lunge im Herzen des Stadt-Staates. Bukit Brown, der alte chinesische
Friedhof. (Bukit = Hügel).
Schmale
geteerte Wege führen durch eine leicht hügelige, parkähnliche Landschaft (200
Hektaren). Einige Wege sind gesäumt von gigantischen Regenbäumen, dessen Kronen
viele m2 überschatten und übersät sind mit grossen Vogelnestfarnen,
sowie anderen Epiphyten. Auf beiden Seiten der Wege befinden sich, inmitten der
üppigen Vegetation, alte chinesische Gräber mit ihrer traditonellen,
hufeisenförmigen Einrahmung. Teilweise gut gepflegt, teilweise bereits völlig
überwuchert sind diese Gräber mit ihrer Vielfalt an Grössen und Dekorationenen
eindrucksvolle Zeugnisse der frühen Bestattungskultur der chinesischen Diaspora
im kolonialen Singapur.
Wie es zu
erwarten ist, beherbergt diese Vegetation eine grosse Anzahl Vögel und bestimmt
noch andere kriechende und fliegende Getiere... Zu sehen bekamen wir doch nur
Vögel...
Im Jahre
1872 erwarb der wohlhabende Clan der Ong dieses Terrain von George Henry Brown,
nachdem der Ort noch heute benannt ist. Sie planten an dieser Stelle ein Dorf
für ihre ärmeren Landsleute zu erbauen, sowie ein Friedhof. Der Ort war für
Grabstätten wie gemacht, denn er liegt auf einem Hügel. Schlussendlich wurde
nichts aus dem Erbauen des Dorfes, doch durch die gute Feng Shui Lage des
erkauften Landes wurde daraus ein enromer Friedhof. Nach traditioneller
chinesischer Auffassung war dieser Hügel perfekt, wie gesagt, Fenh Shui mässig
absolut ideal, da Lage und Ausrichtung der Harmonie entsprachen. Auch die Form
der Gräber und deren Dekoration mit Skulpturen, meist in Paaren, tragen aus der
Sicht der Chinesen zu einem guten Feng Shui bei. Keine Frage, die omega-förmigen
Gräber und die wunderbaren Figuren leisten einen Beitrag zur harmonischen
Atmoshpäre der Umgebung. 1973 wurde der Friedhof, bis dahin der grösste seiner
Art ausserhlb von China, für weitere Bestattungen geschlossen. Er beherbertge
bis zu 100 000 Gräbern!
Einige
Gräber haben zum Teil äusserst elaborierte Reliefs an ihren Grabsteinen. Dabei
handel es sich einerseits um Darstellungen aus alten Mythen und Legenden und
andererseits um Schilderungen von Geschichten über die Respektbezeugungen von
Kindern gegenüber ihren Eltern. Die Bezeugung von Respekt ist ein Grundwert der
konfuzianisistischen Ethik und manifestiert sich auch in der Ahnenverehrung.
Zahlreiche Reliefs erzählen von dieser Hingabe der Kinder an die Eltern! Unsere
moderne Jugend, vorallem die europäische, könnte dort ein Beispiel nehmen...
Denn der Ahnenkult ist in Asien noch immer verbreitet und respektiert!
Im September
2011 verkündete die Singapore Land Authority (LTA) den Plan, mitten durch den
Friedhof eine mehrspurige Strasse zu bauen. Etwa 5000 Gräber, unter anderem
auch Gräber von bekannten Pionieren der fürhen Geschichte Singapurs (Ang Seah
Im, Chew Boon Lay, Chew Joo Chiat) werden davon betroffen. Diese
Persönlichkeiten haben Alle Strassen oder Quartiere die nach ihnen benannt
sind. Durch diese Mitteilung der Regierung war die Bestürzung insbesonderen bei
zwei angesehenen zivilgesellschaftlichen Gruppen gross: der Singpore HeritageSociety und der Singapore Nature Society. Die Medien haben mit zahlreichen
Berichten auf den biologischen und kulturellen Wert es Friedhofes hingeweisen,
und viele Bürger haben ihre Meinung mittels Leserbriefe in den Zeitungen
geäussert. Mit einer Aenderung der Planung ist aber nich zu rechnen. Wie ich
den Plänen entnehmen konnte, die überall an den Wegen stehen, sollen die
Exhumierungen Anfang März 2013 beginnen.
Persönlich
finde ich es ebenfalls schade einen solchen Ort der Ruhe zu zerstören. Wir
leben hier auf einer kleinen Insel die immer mehr zubetoniert wird, was der
Lebensqualität nicht hilft, denn durch die noch grünen Flächen wird das Klima
etwas ausgeglichen und die enormen Regenmassen resorbiert; wenn immer mehr
dieser grünen Zonen Häusern und Strassen weichen müssen werden die Temperaturen
steigen und Ueberflutungen von Wohnzonen und Strassen noch mehr zunehmen.Solange diser geruhsame Ort noch erhalten ist, werde ich, da ich ihn nun entdeckt habe, noch so oft wie möglich besuchen, denn es gibt Stellen in diesem Dschungel wo man das Brausen der Stadt nicht mehr hören kann! Eine Blase der Ruhe breitet sich um Einen aus.
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